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Newsletter 2022-23

Newsletter 2022 auf 2023, geschrieben in Thailand

Liebe Heilpflanzen-Interessierte,

Was für ein Jahr. Der Klimawandel erschreckend sichtbar, bis zur ausgetrockneten „Steinwüste“ des Flüsschens Dreisam direkt vor meiner Türe; das hatten wir noch nie. So warm war es zum Jahreswechsel in Deutschland noch nie; durchschnittlich 12-13 Grad, in Freiburg gar bis 15 Grad laut Deutschem Wetterdienst - die wärmste Lufttemperatur seit Messbeginn (1991 - 2020: 6,1 Grad). Ich konnte die Wärme auch genießen, meine Dachterrasse war mein Wohn-, Arbeits- und Schlafzimmer geworden, und die Pflanzenwelt überschlug sich. Doch zunehmend blickt man mit Sorgen in die Welt: Politik, Hungersnot, Hitzewellen, Brände, Überschwemmungen, Corona, Pflegenotstand, zuwenig Medikamente (im aufgeklärten Old Germany). Und dann der Ukrainekrieg, bald 1 Jahr lang. Erschütterung. Eine Krise jagt die nächste.

Mich als Heilpflanzenkundlerin interessiert der krisengeschützte Umgang mit den Unbillen um uns herum. Resilienz bekommt eine Wertigkeit, das ganze Winterhalbjahr war es Thema in den Freiburger Samstags-Uni-Vorlesungen im großen Hörsaal der Universität: Resilienz von allen Seiten beleuchtet. Beim Besuch der Vorlesungen ernte ich Wissen, das in meine Seminare fließt. Wieder geht es ums Umsetzen: Wie erhalte ich mir meine Gesundheit, körperlich und seelisch, und welche Pflanzen begleiten dabei? „Pflanzen der Kraft“ eignen sich übrigens auch zur Unterstützung bei Fatigue, der chronischen Müdigkeit, wie man sie von Long- oder Post-Covid kennt (und schon länger, nur kaum anerkannt, von anderen Infektionserkrankungen).   

Mein Jahr war dicht, neben Schreiben, Privatem und dem Kartausgarten Schulgarten - UWC Robert Bosch College viele Reisen: privater Art, Gartenreisen und Seminar-Reisen, die längst mehr sind als „nur“ Seminare: es sind Besuche zu lieben Freund:innen in Tirol, Innsbruck, der Schweiz … - ich war kaum Zuhause.

Von zwei schönen Begegnungen mag ich kurz erzählen; sicher kennen Viele von Euch Michaela Girsch Heilpraktikerin Michaela Girsch - Startseite (michaela-girsch.de) und Andrea Tellmann Andrea Tellmann (tellmann-staufen.de), langjährige Freundinnen und Dozentinnen an meiner Heilpflanzenschule damals. Seit 20 Jahren gehen gehen wir zusammen auf Fortbildungen, um am Ball zu bleiben und das neu gewonnene Wissen in unsere Seminare und Bücher zu integrieren. Mitte Juni waren wir Drei 4 Tage lang auf dem „Tetranationalen Phytotherapiekongress“ in Zürich, ein Kongress der SMGP auf höchstem Niveau, auf dem wir „phytotherapeutisch“ auftankten und wie immer bereichernde Begegnungen hatten, informativ und erfüllend. Abends gingen wir im Fluß baden und speisten mitten in Zürich in einer der vielen Straßenkneipen bei 35 °. Der Sommer so heiß.

Im Dezember dann 6 „Phyto-Aromafrauenim Erzgebirge: Andrea Tellmann/Staufen, Michaela Girsch/Merdingen, Dorle Hamm (Apothekerin/Karlsruhe) und Margret Demleitner/Ruhpolding, die gerade zusammen das Buch Aromapraxis Heute - 9783437570117 | Elsevier GmbH herausgebracht haben, Conny Mögel/Ebersberg Aromaseminare C.Mögel (unsere 3 AromafrauenJ) und Heilpflanzenfreundin Heidi Hoppe aus dem Alten Land (Pflanzenreisen in Russland, Bulgarien...), und ich. Wir waren in Schönheide bei Gerolf Seidel, meinem lieben Freund im Hotel Forstmeister https://www.forstmeister.de/, das seit langem Wildgemüse- und Heilpflanzenseminare anbietet. Wir „mussten“ dort echten erzgebirgischen Stollen und Pfefferkuchen, Grüne Klösse fürs Weihnachtsessen und Räucherkerzen (ist wie Pillendrehen) zubereiten und zuschauen, wie man Schwibbögen und Pyramiden baut. Auf dem Fichtelberg grüßte uns eine dicke Schneelandschaft bei herrlichstem Wetter, wie lange nicht.

 

Christian Rätsch

Eine traurige Mitteilung für die, die es noch nicht wissen: Christian Rätsch ist gestorben. Er war in den Anfangsjahren meiner Schule, wie Wolf-Dieter Storl auch, Dozent bei mir. Ich hatte ihn 1995 auf einer unvergesslichen Reise nach Griechenland kennen gelernt gehabt. Wolf-Dieter Storl hat in seinem Newsletter https://www.storl.de/newsletters/ einen berührenden Text erstellt, den ich gerne euch weitergeben möchte:

Christian Rätsch, der international bekannte Altamerikanist, Kulturanthropologe, Schamanismus-Experte, Ethnobotaniker, Ethnopharmakologe und – inoffiziell – bildender Künstler, Heavy-Metall Rocker, Wagnerianer und Psychonaut, wurde heim in die Hallen Odins gerufen. In der Nacht des 17. September trugen ihn die Wallküren auf ihren silbernen Schwingen fort. Möge seine Seele an der Tafel des Schamanengottes bei berauschendem Met und Wildsaubraten, göttliche Wonne und Heil finden. Schamanismus – Heilkunde und Weltbild. So hieß das Seminar, das vom 16. bis 18. September mit Claudia Müller-Ebeling und Christian Rätsch, im Seminarhotel Sonnenstrahl in Kißlegg, im Allgäu stattfand. Wie immer war es eine Freude die beiden, die ich inzwischen gut 30 Jahre kenne, wiederzusehen. Christian sah etwas ausgepowert aus, aber das erstaunte mich nicht, denn er hatte gerade – zusammen mit Markus Berger, dem Ethnobotaniker und Chefredakteur der Zeitschrift Lucy’s Rausch – den zweiten Band des monumentalen Werkes Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen – fertig geschrieben und beim AT-Verlag herausgegeben. Auch hatte er gerade eine Buchvorstellung seines neuen Buches in Solothurn beim Nachtschatten-Verlag hinter sich. Er war also scheinbar einfach von der Anstrengung des Recherchierens und Schreibens ausgelaugt. Und dann starb er in der Nacht.

Christian war ein Berserker. Oft schwamm er gegen den Strom gesellschaftlicher Konventionen. Und da er kein Blatt vor den Mund nahm, eckte er öfters bei einigen Leuten – vor allem ideologisch voreingenommenen, oft scheinheiligen ‚Gutmenschen‘ – an. Sein Auftreten war für diese bedrohlich. Ein Berserker eben! Wer ihn jedoch besser kannte, entdeckte, unter der rauen Schale verborgen, ein gütiges Herz. Der Herbst ist nun da. An dem Tag, an dem Christian starb, zog eine Schar hupender Wildgänse über den kalten, bleigrauen Allgäuer Himmel in Richtung Süden...

Buchprojekte

Über Buchprojekte darf man immer erst reden wenns soweit ist, deshalb dauerts noch ein bisschen bis die nächsten Infos kommen.

Das Lehrbuch Heilpflanzenkunde verkauft sich so gut, dass ich eine neue, die 6. Auflage überarbeiten „muss“, und das Ulmerbuch Alles über Heilpflanzen ebenso - wie erfreulich. Meinen DuMont-Kräuterkalender schreibe ich nun schon im 17. Jahr – alle Jahre wieder.

Meine (öffentlichen) Seminare 2023

Bitte beachten: Anmeldungen / Infos zu den Seminaren bitte jeweils vom Veranstalter einholen  – ich muss mich darum nicht mehr kümmern, wie schön!

  • Am 6. Mai bin ich auf dem DreiLänderSymposium 2023 in Salzburg http://www.dreilaendersymposium.com/ mit einem Vortrag Mit Pflanzen Kraft tanken - Wie "Adaptogene" & Co. uns Lebensmut und Gesundheit verleihen
  • Di-Mi 16.-17.Mai findet im Bildungshaus Kloster St. Ulrich/Bollschweil, https://bildungshaus-kloster-st-ulrich.de/  das Seminar Von der Kraft heilender Pflanzen statt. Wie immer ist Marianne Bitzer unsere Kursbegleiterin
  • Am Mittwoch, 24. Mai 2023 gibt es eine Exkursion im schönen Kräutergarten in Oberried; Kräutergarten Oberried Willkommen (kraeutergarten-oberried.de).
  • 14.-16.Juli 2023 halten Michaela Girsch und ich wie jedes Jahr mit-bei der Familie Armbruster, www.Armbruster-Berghaupten.de das Wochenend-Seminar „Heilpflanzen vor Ort“ ab, dieses Jahr allerdings an einen Sehnsuchtsort in Niederrickenbach/CH, zum Wallfahrtsort Maria Rickenbach mit Kirche und Kräuterkloster zwischen Himmel und Erde auf fast 1200 m überm Meer, nur mit Seilbahn (oder zu Fuß) erreichbar: herrrrlich! Ich hatte 1993 begonnen, im Kloster beim „kräutern“ mitzuhelfen, und wir beide haben viele Jahre lang dort Seminare gegeben.
  • Dorthin gehen wir übrigens auch mit dem Kartausgarten, 11.-13. August 2023, aber das ist nur für die Gartenhelfer.
  • Am 21.-22.8.23 halte ich, wie letztes Jahr, mit Cornelia Mögel zusammen ein Seminar in der Schweiz zum Thema Pflanzen die Kraft geben bei SELA: www.sela.info
  • 29. + 30. August 2023 findet bei Evelyn Deutsch im schönen Reutte/Tirol, www.aromapflege.com mein Seminar Wie Pflanzen (m)ein Leben begleiten statt.
  • Von dort aus fahre ich wie jedes Jahr zu Ines Sturm nach Innsbruck Start | Centaurium. – aber dieses Seminar ist nicht-öffentlich und ausgebucht.
  • 4.-5. Oktober 23 bin ich wieder im Bildungshaus Kloster St. Ulrich/Bollschweil, https://bildungshaus-kloster-st-ulrich.de.

 

Kurz und knapp Heilpflanzen-Infos 2023.

  • Heilpflanze des Jahres 2023: Weinrebe (Vitis vinifera)
  • Arzneipflanze des Jahres 2023: Echter Salbei (Savia officinalis)
  • Baum des Jahres 2023: Moorbirke (Betula pubescens)
  • Giftpflanze des Jahres 2023: Petersilie (Petroselinum crispum) – warum?, das hoffe ich findet ihr selbst heraus.

Löwenzahn

Es gibt Pflanzen, die lassen mich nicht los, sie begleiten mich seit meiner Kindheit und immer wieder gibt es neue Erkenntnisse. Dazu gehört der Löwenzahn. In Seminaren stelle ich neue Studien-/Erkenntnisse vor wie (hier nur kurz&knapp) hepatoprotektiv  (Sesquiterpenlactone), Darmflorastärkend (bifidogen), antiviral (Influenzavirus), antimikrobiell, krebszellhemmend (Größenwachstum / Invasivität, besonders Prostata- und Brustkrebs-Zellen, Apoptose-fördernd bei Leber-, Pankreaskrebs  und Leukämie/Melanom, entzündungshemmend wie Curcuma, griech. ‚taraxis’ = Entzündung, Starkes Antioxidans, antidiabetisch - sowie aus Freiburg Untersuchungen zu Löwenzahn und Covid: Blattextrakt blockiert Bindung von Spike-proteinen an ACE-Zelloberflächenrezeptor.

Und schon wieder arbeiten Wissenschaftler an Fahrradreifen aus Löwenzahn, hier eine Info die mir gefällt: vielleicht fahren wir demnächst Alle mit Löwenzahnreifen?

Mit Hilfe von Kautschuk aus Löwenzahn wollen Forscher auf nachhaltige Weise Reifen etwa für Autos und Fahrräder herstellen. Radfahrer können die ersten Reifen heute bereits kaufen.

Das Projekt der Forscher von der Universität Münster ist für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung wird am Mittwoch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehen. Die Wissenschaftler treten dabei gegen eine starke Konkurrenz an: Unter den Nominierten sind auch die Erfinder des mRNA-Impfstoffs gegen das Coronavirus vom Mainzer Unternehmen Biontech.
Die Molekularbiologen Dirk Prüfer und Christian Schulze Gronover arbeiten seit zehn Jahren am Löwenzahn-Kautschuk. Die Idee an sich ist nicht neu. Bereits vor rund 90 Jahren wurde der russische Löwenzahn als Kautschukquelle und damit als Alternative zum Kautschukbaum (Hevea Brasiliensis) entdeckt. Die Wissenschaftler aus Münster erforschen derzeit vor allem die Frage, wie alle Prozessschritte für eine konkurrenzfähige Produktion hochgefahren werden können, zum Beispiel beim Anbau des Löwenzahns. "Wie kann ein Landwirt das säen und wie am Ende am besten ernten? Das haben wir erforscht", erklärt Gronover.
Beim Löwenzahn stellt sich etwa die Frage, "wie bekommen wir den Kautschuk raus?", sagt Prüfer, auch Leiter des Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Münster. Mit Anritzen wie bei den Kautschukbäumen geht das nicht, die Wurzeln müssen dazu mechanisch bearbeitet werden. Am Ende steht ein Stoffgemisch aus Wasser und Kautschuk. Da sich beide Stoffe nicht vermischen, können sie ohne Lösungsmittel getrennt werden. Pro Hektar ernten die Landwirte beim russischen Löwenzahn eine Tonne Kautschuk. Das entspricht dem Ertrag in den Tropen.
Derzeit gibt es vor allem im Süden Deutschlands und in Mecklenburg-Vorpommern Anbauflächen – viele Landwirte müssen sich an den Gedanken des Löwenzahn-Anbaus erst gewöhnen. "Sie sollen etwas anbauen, was sie ja eigentlich als Unkraut wegspritzen würden", sagt Prüfer. Der russische Löwenzahn hat kleinere, aber dafür mehr Blüten. Die wachsen sehr flach. Das Zuchtziel ist, dass sie höher wachsen, damit sie besser aus der Erde gezogen werden können. Die Wildform der Pflanze hat einen Kautschukanteil von 1 bis 2 Prozent, bei der Zucht sind es 15 bis 20 Prozent.

Im Reifen muss der Löwenzahn-Kautschuk die richtigen Eigenschaften haben. "In der Produktion geht es um das Dreieck aus Abrieb, Bremswirkung und Widerstand", sagt Schulze Gronover. Verändere man das eine, habe es Folgen für das andere. "Ziel war es immer, den Abrieb zu vermindern. Das ist uns in den vergangenen Jahren gelungen. Der ist um 30 bis 40 Prozent besser geworden." Ein Erfolg für die Umwelt. Denn über den Abrieb von Reifen gelangen jährlich tonnenweise Kunststoffe in die Umwelt und verbleiben dort, wie es beim Umweltbundesamt heißt. Zudem erzeuge der Reifenabrieb Feinstaub.
Für die Produktion von Fahrradreifen reicht der jetzt angebaute Kautschuk aus Löwenzahn bereits aus. Für große Reifen mit einer höheren Stückzahl genügt der Ertrag noch nicht. "Die Hersteller haben Sorge, dass die Produktion nach schlechten Erntejahren einbricht. Von daher wollen sie erst ihre Lager füllen", sagt Prüfer. 2020 sei ein zu trockenes Jahr mit schlechter Ernte gewesen.

 

Allen Heilpflanzen-Begeisterten nun einen herzlichen Gruß für ein gutes 2023 

aus meinem derzeitigen Standort Thailand, das ich gerade 6 Wochen lang bei-mit meinem Sohn erkunde. Auch hier gibt es herrliche Pflanzen und viel tradiertes Wissen, unter anderem in Prachinburi, wo sich DAS traditionell thailändische Hospital befindet mit Arzneipflanzengarten und einer alten Apotheke; in herrlichen weitläufigen Botanischen Gärten (manche müssen mit dem Fahrrad „erfahren“ werden, so groß sind sie), mit Tee- und Kaffeeplantagen, Zimtbäumen, Ylang Ylang, Hibiscus sabdariffe (ja: Hypertonie), Orthosiphon und Nahrungspflanzen, die mich begeistern: Bittergurke oder Lotus, Sonnenblumensprossen (sehen aus wie Spaghetti mit grünen Schleifchen dran) oder Real Giant Elefant Ears: eine Pflanze zum Essen, weich, saftig und schmackhaft …. Die Grüne Welt ist reichhatig.

 

Viel Freude mit der Heilkraft der Pflanzen und hier mit Voltaire: „Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen glücklich zu sein“. Ihr auch?

Eure Ursel Bühring

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